Das Seifenkistenrennen ist von Anfang an mit der Entwicklung des Automobils eng verbunden. Zu Beginn des Jahrhunderts war man bestrebt den Bürgern die pferdelosen Kutschen schmackhaft zu machen. Die geschah durch eine Reihe von Zuverlässigkeitsfahrten, auch durch den Taunus. Dort organisierten örtliche Honorationen gleichzeitig zur Gordon-Benett-Fahrt Wettbewerbe für Kinderautomobile. Der Rennerfolg hing dabei eindeutig von der Kraft des Anschiebers ab -wie heute, Leistung zählt-. Der Siegerpreis 1904 war eine Tafel Schokolade. Sie ist nicht erhalten geblieben. Und damals wie heute war ein Concours d´elegance oftmals wichtiger als Rennerfolge. Beim damaligen Schönheitswettbewerbe reichte es die Schwester nett auszustaffieren. Bei den Pirelli-Kalendern ist es heut nicht anders, Weiblichkeit verkauft Autos.
So rasend wie die
Entwicklung des Automobils war so schnell folgten die
Minifahrzeuge. Es gab Unternehmen die boten der Jugend gleich
solche Dinger fertig an, wie die Bielefelder Firma Tante
Voss um 1908. Mit der breiteren Entwicklung gingen dann
solche Autos vermehrt in die Träume der Jugend ein. In den
zwanziger Jahren bot Ettore Bugatti sogar einen Baby-Bugatti an,
allerdings mit Motor.
In den dreißiger Jahren, zur Hochblüte des Silberpfeilmotorrennsportes haben die großen Automobilhersteller Kinderfahrzeuge ähnlich den großen Vorbildern gebaut und diese Mininachbauten der Jugend für Schwerkraftrennen zur Verfügung gestellt. Die großen Rennfahrer wie Hans Stuck, Bernd Rosemeyer und Rudolf Carraciola standen als Paten zur Verfügung.
Parallel dazu wurde 1935 dann der Name gefunden. Der kürzlich
verstorbene Zeitungsreporter Myram E.Scott beobachtete Kinder,
die sich wagemutig in Dayton(Ohio) mit einem selbstgebauten Wagen
den Hang hinabstürzten. Als Material hatten sie
Verpackungsbretter für Seife benutzt, daher der Name. Namensgebende Seifenkiste sh.Bild rechts.Großspurig wurde im nächsten Jahr gleich
eine Weltmeisterschaft ausgerufen und die Rennstrecke auf 300m
geradeaus festgelegt.
Erst 1948 ging es in Deutschland(West) mit Seifenkistenrennen richtig los. GM-Tochter Opel sponserte und bis 1973. Grund für den Rückzug war das Negativimage durch Manipulation in den USA. Ein Fahrzeug hatte einen Magneten in der Nase eingebaut und die riesige Startklappe aus Eisen gab dem Rennwagen einen zusätzlichen Schub. Skandalauslösende Seifenkiste sh.links.Der Rückzug von Opel stürzte die deutsche Organisation in ein tiefes Loch. Hinzu kam ein nicht mehr zeitgemäßes Reglement, eine willkürliche Altersgrenze von 16 Jahren und die unattraktiven kurzen Strecken.
In den neuen Bundesländern gab es sehr wohl auch Seifenkistenrennen. Schon kurz nach dem Krieg hatte man z.B. in Hohenstein-Ernstthal sog. "Ketschen"Rennen veranstaltet (sh.Bild). Dabei ging es weniger den Berg hinab, sondern mehr im Kreis direkt am "Sachsenring". In den späteren Jahren hatte die DEFA sogar einen Seifenkistenfilm gedreht. Die dafür extra gebaute Seifenkiste ist leider verschollen.
Erst ab 1985 gab es dann eine richtige Alternative, denn
Deutschland wurde in die Europäische Seifenkisten Kommission
aufgenommen. Hier haben die Strecken reichlich Kurven, die
angebremst werden müssen, übersichliche Klassen und an manchen
Rennwochenenden fahren die Pilotinnen und Piloten soviele
Kilometer wie die Geradeausläufer in ihrem gesamten
Seifenkistenleben. Seifenkistenrennen macht wieder
richtig Spaß. Erst recht, wenn Mehrsitzer die Szene bestimmen.
Viererbobs sind keine Exoten mehr.